Den Dorfplatz ins Internet verlegt
Artikel aus der bz von Donnerstag, 20. März 2003
PORTRAIT / Karl Pümpin hat das Internet zum Dorfplatz gemacht: Er führt eine inoffizielle
Homepage der Gemeinde Gelterkinden und stellt den Tennisclub und andere Vereine ins Internet.

VIEL ZU HAUSE. In der Beiz ist Karl Pümpin eher selten anzutreffen, dafür um so häufiger vor seinem
Computer, mit dem er seine Website über die Gemeinde Gelterkinden aktualisiert. FOTO SOHRMANN

Von Marc Schaffner Gelterkinden.
Ob er sich als Original bezeichnen würde? "Vielleicht schon ein bisschen", meint Karl Pümpin bescheiden. In seiner Gemeinde Gelterkinden ist er jedenfalls keine unbekannte Person. 1996 hat er an den Gemeinderatswahlen Teil genommen, seine Frau hat jahrelang das Restaurant im Tennisclub und den Kiosk im Schwimmbad geführt, und seit einiger Zeit macht er mit seinen Internet-Seiten von sich reden.
Im Gegensatz zu anderen Dorforiginalen trifft man ihn fast nicht in der Beiz an, er hat sich vielmehr das Internet zum Dorfplatz gemacht: Auf der Seite
www.4460.ch/gelterkinden/ informiert er über alles, was in der Gemeinde so läuft. Das geht von der Veranstaltungsagenda über Vereine, Verwaltung, Steuern bis zu Ortsplänen Fotos und Dorfpanoramas. Sogar das "Gälterchinderlied" kann man sich anhören.
Verärgert über Desinteresse des Gemeinderates.
Ursprünglich hatte Karl Pümpin diese Seite der Gemeinde Gelterkinden als offizielle Homepage angeboten, und zwar gratis. Der Gemeinderat war aber nicht interessiert, was Pümpin heute noch ärgert: "Die bestellen lieber eine kostenpflichtige Schwarzweiss-Seite beim Kanton." Nicht einmal Bilder gebe es auf der offiziellen Page.

Auch an bissigen Kommentaren gegenüber seinen Mitbürgern fehlt es auf Pümpins Seite nicht. Dass er 1996 von einigen Leuten zur Gemeinderats-Kandidatur aufgemuntert, aber schliesslich doch nicht gewählt wurde, hat ihn ziemlich gekränkt. "Ich hatte zuwenig Zeit, um mich vorzubereiten", erklärt Karl Pümpin. Ausserdem sei er den Gelterkindern wohl ein bisschen zu grün gewesen. Es habe ihn aber gestört, dass vor und nach der Wahl am Stammtisch über ihn geredet worden sei, und zwar meist negativ. Nachzulesen ist die ganze Geschichte auf der Homepage.
Überhaupt sucht Karl Pümpin die Publizität nicht, obwohl er ständig neue Internet-Projekte in Angriff nimmt. "Es wäre mir lieber, wenn die Leute von sich aus auf meine HPs aufmerksam werden", sagt er nachdrücklich. Er habe sich in letzter Zeit ein wenig zurückgezogen, vor allem aus Ärger über die Gelterkinder. "Ich bin ein nachtragender Mensch", gibt er zu. Griesgrämig ist er trotzdem nicht, wie seine Privat-Homepage
www.4460.ch beweisst. Dort präsentiert sich Karl Pümpin in allen Facetten. Per Mausklick lässt sich sein Stammbaum abrufen, und man kann virtuell mitverfolgen, wie er sein Haus gebaut hat. Verschiedene Rubriken beschäftigen sich mit Graffitis, mit Erdbeben und weiteren Themen. Es finden sich auch Links zu den

anderen Seiten, die Karl Pümpin gestaltet hat, vom Verein Wanderwege beider Basel über den Tennisclub und das "Jundt-Haus" bis zu verschiedenen Firmen-Websites.
Kreative Familie
Die Kreativität liegt bei den Pümpins im Blut. Vater Karl Pümpin senior war der Cousin des Kunstmalers Fritz Pümpin und malte selber auch, was ihm den Beinamen
"Der malende Bauer" einbrachte. Karl Pümpins Neffe Fredy Schär zog es mehr zur Musik hin. Als Mundartsänger ist er über das Baselbiet hinaus bekannt geworden. Karl Pümpin liegt beides, sowohl die Musik als auch das Gestalterische. Etwa hat er Männerchorlieder Note für Note vierstimmig in den Computer eingegeben - und sie im Internet als Midi-Dateien zur Verfügung gestellt. Auch an seinem Haus, das der gelernte Baupolier zum grossen Teil selber gebaut hat, betätigt er sich immer wieder als Tüftler und Hobby-Künstler. Neben dem Eingang prangt ein aus dem Putz gekratztes Wandbild, im Vorgarten sind mehrere Mosaike ausgestellt, und elektrische Arbeiten erledigt Karl Pümpin sowieso selber. Stolz deutet er mit der Hand auf sein Domizil im Grünen: "Das alles bin ich." Als Frührentner bleibt ihm auch genügend Zeit, um sich - neben dem Internet - noch viel anderen Dingen zu widmen.
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