Beim Durchstöbern meines Schreibtisches kam mir ein altes Schriftstück in die Hand.

Meine Fiche

Meine Frau stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien, dem heutigen Serbien. Sie wuchs in der nordöstlichen Ecke, 5 Km. von Rumänien und 10 Km von Ungarn entfernt auf. In unseren "jungen Jahren" gingen wir immer "nach Hause" in die Ferien. Dabei unternahmen wir auch kleine Abstecher in die nahen, dazumal noch hinter dem eisernen Vorhang liegenden, angrenzenden Staaten.
In Rumänien besuchten wir die schöne alte Stadt Temeswar (Timisoara), eine der grössten Städte Rumäniens, wo die österreich-ungarische Vergangenheit allgegenwärtig ist.
In Ungarn gingen wir jeweils ins Thermalbad von Gyula, Eintritt knapp 1 Franken pro Person. Beim Bohren nach Öl ist man dort auf dieses sehr gesunde Wasser gestossen.

Bei der Rückkehr in die Schweiz nahm der Zöllner jeweils meinen Pass ins "Häuschen". Während andere Reisende kaum kontrolliert wurden, nahm man es bei mir immer sehr genau. Stets hiess es für mich warten; sehe ich denn aus wie ein Gangster?

Eines schönen Tage rief bei uns die Polizei an, man müsse was mit uns besprechen, wann sie mal vorbei kommen dürften? Und so empfing ich eines Abends einen Polizisten aus Liestal in zivil. Er erklärte gleich, er komme wegen unserer Aufenthalte im Ostblock. Er fragte mich aus, wie es mir dort gefallen habe und es interessierte ihn besonders, ob ich etwa vom militärischen Nachrichtendienst dieser Länder angegangen worden sei, was nie der Fall war.

Als dann, Jahre danach, in der Schweiz die Fichen-Affaire war, ich mich nach einem eventuell angelegten Geheimpapier erkundigen konnte, nahm es mich Wunder, ob sowas von mir angefertigt worden war und was wohl darin stehe? Also fragte ich nach und siehe da, es kam was zum Vorschein.

Und so sieht sie aus, diese Fiche. Es steht nichts Negatives über uns darin. Im Gegenteil, man könnte sie ja fast als Referenz gebrauchen. - Und dennoch, ich habe mich schon ein Bisschen aufgeregt im Archiv der sogenannten "Staatsfeinde" gelandet zu sein.

Dazu muss ich nun noch eine Episode erzählen. Knapp vor der Jahrtausendwende irgendwo in der Schweiz wurde etwas Unterirdisches gebaut. Es erschien kein Baugesuch. Der an die Baustelle angrenzende Nachbar wusste von nichts, wandte sich deshalb ans Baudepardement und fragte, was hier los sei! Die Antwort war, es sei alles Rechtens, dies sei eine geheime militärische Anlage und ihr Bau werde deshalb nirgends publiziert. Ich fragte danach meine dort arbeitenden, aus dem Balkan stammenden, also ausländischen (!), ehemaligen Arbeitskollegen und erfuhr, was Schweizer und sogar die angrenzenden Nachbarn nicht wissen durften: Es wird hier eine geheime, militärische, unterirdische Telefonzentrale gebaut! - Es darf gelacht werden!

Nachwort

Jahre danach ärgert es mich immer mehr und ich werde immer stattsverdrossener, besonders deshalb, weil ich nach dieser Bespitzelung und Archivierung durch den Bund nun auch von der

Kantonspolizei belogen wurde (Link) sowie vom

Gemeinderat verachtet und gemoppt wurde (Link).